ETS Pascal / Juni 2008

Vor einer guten Woche hat Prof. Schaarschmidt am Helios-Klinikum Berlin-Buch einen endoskopisch thorakalen Sympathicusblock T3 beidseitig bei mir vorgenommen. Davon will ich nun berichten (das tue ich mit blossen Händen - nicht mit Baumwollhandschuhen...)

 

zu mir:
Ich bin männlich, 22 Jahre alt, Student. Seit der Pubertät litt ich unter schwitzenden Händen. In den letzten Jahren wurde das immer schlimmer. Meine Hände waren nicht feucht, sondern tropfnass (permanent).

Vorgeschichte:
Ok, von der Belastung und peinlichen Erlebnissen brauche ich hier ja wohl nichts zu erzählen. Ich habe wirklich alle Salben, Tabletten, Deos,... und Antihydral, Vagantin, Aluminiumchlorid, Iontophorese ausprobiert - ohne Erfolg. Verbleibende Möglichkeiten: Botox oder Sympathicusblock bzw. Sympathektomie - das sollte dann jeder mit seinem Hautarzt klären... Dabei ist zu beachten, dass die meisten Dermatologen noch nicht von der Möglichkeit eines Sympathicusblocks (der Nerv wird abgeklemmt -> diese OP ist reversibel) wissen. Sie gehen von einer Sympathektomie (der Nerv wird durchtrennt -> irreversibel) aus und weigern sich eventuell einem eine Überweisung bzw. Einweisung dafür zu schreiben (ich war zuletzt bei zwei niedergelassenen Dermatologen und in der Dermatologischen Ambulanz einer Klinik bei insgesamt drei Ärzten, und die kannten das alle nicht).  Wegen der Irreversibilität und der Risiken ist die Sympathektomie schon eine schwerer Eingriff - dass der Sympathicusblock diesbezüglich eine Verbesserung darstellt bedeutet nicht, dass er so ohne weiteres durchgeführt wird: Voraussetzung: Hochgradigkeit und Therapieresistenz und natürlich, dass man die Nebenwirkungen in Kauf nimmt. Das wurde in meinem Fall auch geprüft (ich hab mich mit meinen Schweisshänden für diese Operation qualifiziert..).

Achja: Botox wird u.U. auch von der Kasse gezahlt (hab ich letztens erfahren, das ist wohl auch eine neuere Entwicklung..)

die Krankenkasse:
Für die Kostenzusage der Krankenkasse muss man nachweisen, dass man schon sehr vieles ausprobiert hat. Weiter braucht man einen Befund vom Dermatologen. Ich hatte diese Kostenzusage nicht rechtzeitig erhalten und habe deshalb bei der Anmeldung in der Klink eine formlose Erklärung (dass ich die Kosten notfalls selber trage) vorgelegt. Das sollte man aber vorher mit den dafür zuständigen Mitarbeitern der Klinik klären.

der Eingriff:
Unter Vollnarkose werden unter den Achseln zwei kleine Schnitte gemacht - knapp 1 cm lang. Dann wird ein Gas (ich glaube CO2, weil der Körper das später absorbiert) in den Brustkorb gepumpt - damit die Lunge etwas zur Seite rückt, das Ganze geschieht ja alles minimalinvasiv. Dieser Sympathicus-Nervenstrang (an der Wirbelsäule) wird freigelegt und an dem dritten Knoten (der zu den Händen abgeht; bei Gesichtsschwitzern wird das Alles am zweiten Knoten gemacht) werden ober- und unterhalb Titanclips angebracht. Dann wird das Gas abgesaugt. Die Schnitte muessen nicht genäht oder geklammert werden. Der Eingriff dauert so ungefähr anderthalb  Stunden (beidseitig).

zu den Risiken:
Da sind die Risiken der Anästhesie und des chirurgischen Eingriffs, vor allem dass die Lunge verletzt werden könnte. Dazu hat mir die Ärztin bei der Aufnahme einiges aufgezählt - weiß ich jetzt aber gar nicht mehr alles.. Ich glaube, die Gefahr einer Gesichtslähmung (Horner-Syndrom) besteht beim dritten Knoten nicht, beim zweiten (Gesichtsschwitzer) eher - so sicher bin mir da aber nicht. Das kompensatorische Schwitzen kann eventuell eine Intensität erreichen, die als störend empfunden wird.   

zum stationäreren Aufenthalt:
Am Sonntag abend wurde ich in der Kinderchirurgie des Klinikums aufgenommen, am Montag nachmittag operiert und am Freitag früh entlassen. Ich habe mich am Dienstag abend schon wieder sehr gut gefühlt und ab Mittwoch die Schmerztabletten nicht mehr genommen. Die wesentliche Gefahr ist, dass die Lunge verletzt sein könnte - deshalb wird man noch etwas überwacht. Am Dienstag wurde mein Brustkorb geröntgt, hatte noch etwas Gas drinne, musste aber nicht punktiert werden.  Anfangs (d.h. Montag, Dienstag) war ich noch etwas kurzatmig.

Ich hab das alles sehr gut verkraftet, das muss aber nicht immer so sein.

das Ergebnis:
Meine Hände sind trocken und warm! Weiter schwitzen auch meine Füße weniger (hab im Forum gelesen, dass das vorkommt, sonst wär mir das vielleicht gar nicht aufgefallen). Das ist natürlich ein komplett neues Lebensgefühl!

Das kompensatorische Schwitzen ist ziemlich stark bei mir. Heute hatte ich z.B. schon mehrere Schweißausbrüche (->T-Shirt durchgeschwitzt). Zur Zeit ist es aber auch sehr heiß. Ich hoffe, dass ich diese Ausbrüche durch sportliche Betätigung etwas unter Kontrolle kriege. Ausserdem hab ich permanent Schmerzen im Oberkoerper (Brust, Schultern, Ruecken).

Alles in allem bin ich sehr glücklich über diesen Sympathicusblock.