Hallo zusammen,

ich leide seit einigen Jahren unter emotionalem Schwitzen am Kopf, unter den Armen sowie am gesamten Oberkörper. Es tritt fast ausschließlich psychisch bedingt auf, wobei natürlich auch der "normale" Schweißfluß von körperlicher Anstrengung durch die Angst vor dem Schwitzen zusätzlich verstärkt wird.

Ich habe das Problem noch nicht 100% im Griff, bin mir aber sicher, den (zumindest für mich) richtigen Weg gefunden zu haben. Es ist, wie es der Name ja auch schon vermuten lässt, eine reine Kopfsache, ob ich schwitze oder nicht. Dabei scheint das größte Problem zu sein, daß ich das Schwitzen als etwas sehr schlimmes betrachte, dessen man sich schämen muß. So lenke ich natürlich alle Aufmerksamkeit auf das (potentielle) Schwitzen und bin teils sogar nicht mehr in der Lage, einem Gespräch zu folgen.

Meine eigene Therapie dagegen habe ich mit dem Einsatz von Odaban für die Achseln und das Gesicht begonnen, das mir einiges an Sicherheit gibt. In Problemsituationen kommt dazu eine zweilagige Oberbekleidung, um ein eventuelles "Durchsiffen" zu verhindern (Odaban auch noch anm gesamten Oberkörper anzuwenden, ist mir etwas zu aufwändig) .So ausgestattet, fühle ich mich so sicher, daß ich den Gedanken an das Schwitzen sehr gut verdrängen kann.

Als zweite Stufe bin ich die psychologische Komponente angegangen: Schwitzen sollte für mich nicht mehr die Bedeutung haben, die es bisher hatte. Für mich hieß das also, mich mit anderem zu beschäftigen, möglichst viel "Aktion" zu machen, auf andere Leute zuzugehen, Ihnen aufmerksam zuzuhören und mich zu 100% mit dem auseinanderzusetzen, was ich gerade tue. Ob das nun ein Umzug ist (Schweißgefahr hoch 10), ein Gespräch oder ein Essen - ich versuche mich komplett auf die Situation einzulassen und sie zu genießen. Daneben rede ich mir selber ein, daß Schwitzen nur ein ganz kleiner Teil meiner Selbst ist, etwa wie eine andere Hautfarbe, Sommersprossen oder eine schiefe Nase. Jeder hat irgendein Zipperlein (wobei ich die HH nicht verharmlosen will!), daß er an sich überhaupt nicht mag - aber ich käme ja nie auf die Idee, denjenigen deswegen weniger zu mögen oder gar zu verurteilen. Viel wichtiger sind doch Dinge wie Moral, Humor, Ehrlichkeit etc.!

Zwei Beispiele, die den Erfolg zeigen:

Gestern mit Freunden am See gewesen: Langer Rückweg mit vielen Taschen und Decken und ich hatte nur ein dünnes Shirt an - nach de rHälfte der Strecke sah man deutlich eSchweißflecken auf der Brust und am Rücken. Früher wäre ich bei solchen Situationen im Boden versunken und hätte eine total bescheuerte Ausrede gesucht, um schnellstmöglich aus der Situation herauszukommen. Gestern bin ich entspannt geblieben und habe mir gesagt, daß das nichts Schlimmes und noch nicht einmal einer Erwähnung wert ist - wozu auch? Wir haben uns weite runterhalten, ich habe weiter das Shirt vollgeschwitzt und heute abend gehts zum Grillen wieder an den See.

Heute morgen großes Meeting, wie jede Woche: Antitranpirant an Stirn und unter den Achseln, Shirt und Polo-Shirt darüber. Ich habe noch nichtmal das Shirt verschwitzt, geschweige denn das Polo. Stirn natürlich auch trocken dank Odaban. Ich habe viel mitgeredet, bin auf meinen Chef und die anderen eingegangen, habe meine Meinung vertreten und Argumente gesucht. Die Sicherheit durch die Maßnahmen im Vorfeld und die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich das Meeting und ein gutes Ergebnis dessen, hat optimal (!) gewirkt und mich das Schwitzen komplett vergessen lassen. Als ich merkte, wie es im Raum immer heißer wurde und es mir unangenehm wurde, habe ich mir kurzentschlossen die Fernbedienung der Klima gekrallt und mit einer rhetorischen Frage ala "Wird auch immer heißer hier, ne?" das Ding angeschmissen. 2 Minuten später wieder alles bestens.

Ich will nicht sagen, daß ich den Stein der Weisen gefunden habe, aber gerade mit Odaban-Unterstützung und der Abkehr vom überflüssigen Gedanken "Schwitzen ist soo schrecklich" kann ich mich immer mehr von der Angst davor lösen. Gerade das "sich der Situation stellen" scheint mir immens wichtig zu sein, auch wenn es Anfangs alles andere als leicht ist. Aber die Aktion gestern nach dem See war einfach phänomenal - scheiß auf die Schweißränder, wir hatten eine guten Tag, es ist warm und wenn ich jetzt schwitze ist das eben so. Wer mich deswegen runterbuttern oder schief angucken will, soll es tun. Es ist mir egal.

Ein wichtiger Punkt noch: Ich habe angefangen, mein Selbstwertgefühl wieder zu steigern. Ein neues Hobby, mehr Unternehmungen mit Freunden etc.

Wichtig ist für mich auch, "gefährliche Situationen" einfach mal durchzustehen. Ich betreibe nebenbei ein kleines Nebengeschäft und mußte vor einigen Wochen zu einem Kunden. Dort habe ich nach 5 Minuten am ganzen Kopf geschwitzt (kein Odaban..), habe das Gespräch dann aber noch 15 Minuten weitergeführt. Die Blicke waren da, ganz eindeutig, aber ich bin extra ruhig gebleiben, auf den Kunden eingegangen und habe den Auftrag über 2.500 Euro schlielich nach insgesamt 20 Minuten mit nach Hause genommen. Strike!

Für die amtliche Statistik noch: Ich habe in meiner Kindheit sehr gestottert, bin wohl nicht ganz dumm (IQ ca. 130), habe bis vor Kurzem sehr viel Kaffee getrunken, bin Raucher und ca. normalgewichtig mit BMI 24. Das nur mal als Reaktion auf diverse Threads, in denen nach auslösenden Gründen für die HH gesucht wird, viell. können wir ja Crowdsourcing-mäßig hier das "letzte Rätsel der Biologie" lüften :)
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