Autogenes Training: Auf Anraten eines Arztes ein naheliegender Versuch, um HH zu lindern. Die HH rührt bekanntlich aus einer (unerklärten) Überfunktion des vegetativen Nervensystems, und das AT ist genau zur Beruhigung des vegetativen Nervensystems gedacht.
Es war mein 1. Versuch mit einer spezifischen Entspannungstechnik. Meine HH war damals sehr akut. Von aussen sah mein Leben ziemlich normal aus, aber das Schwitzen hatte mich schon stark angegriffen. In einem ersten Moment brachte mir das AT eine gewisse Erleichterung, kleine Auszeiten in der allgemeinen Panik, damit ich durchatmen und einschlafen konnte.
Aber ich wollte mehr – ich wollte trockene Hände. Und da kam das AT auch schon an seine Grenzen bzw. wurde kontraproduktiv. Die Entspannung reichte selbst bei guter Praxis nicht aus, um meine Hände zu trocknen, nicht mal kurzfristig, und je verbissener ich mich entspannte, desto schlechter klappte es.
Ein weiterer Negativpunkt: Man versenkt sich mit dem AT immer mehr in seine Psyche, seinen Körper. Mich hat diese Konzentration auf meinen (feuchtkalten) Körper eher isoliert als befreit.
Meditation: Auf einem Kissen sitzen und einfach auf die Atmung achten ging gar nicht. Auch da eher eine Versteifung auf Schweiss und Schmerz als eine Erleichterung.
Qi-Gong: Leichte Bewegung. War nicht schlecht – hat mich oft aus dem grössten Stress rausgeholt. Mehr aber auch nicht.
Psychofonie: Eine der abenteuerlichen Methoden. Die eigene Gehirnmusik, wenn man sie denn so nennen kann, als Entspannung. Man lässt dazu die Gehirnströme im Ruhezustand aufzeichnen, daraus wird eine Art Musik abgleitet, die auch später das vegetative Nervensystem beruhigen soll
Keine krassen Effekte, aber auch das konnte die Stressspitzen etwas abflachen und ich höre die Samples immer noch manchmal, um einzuschlafen. Vielleicht könnte ich auch einfach das Rauschen aus dem WhiteNoise-APP für unseren Kleinen hören, aber irgendwie habe ich die ausserirdische Musik meines Gehirns liebgewonnen.
Kohärentes Atmen: Leichtes, gleichmässiges Atmen. 5 Sekunden ein-, 5 Sekunden Ausatmen. War am Anfang begeistert, wie stark dieses Atmen mich im Moment beruhigen konnte. Der Effekt hat dann aber nicht angehalten, weder im Tagesverlauf noch beim weiteren Training über die Monate hinweg. Als Abwechslung aber immer noch nett.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Auch da war ich zu Beginn begeistert, auch in Bezug auf meine Verspannungen. Die Idee ist simpel: Um entspannen zu können, muss man zuerst anspannen. Erholung ist nicht einfach Erschlaffen, sondern das Gleichgewicht zwischen Spannung und Anspannung. Man spannt eine Muskelgruppe nach der andern an und lässt los. Gute Methode z.B. auch zum Einschlafen! Half bei der HH leider nicht allzu weit.
Massage-Pistole: Eine Entspannungstechnik im wahrsten Sinn des Wortes. Viele Atemtechniken haben eines gemeinsam: Ihre Verfechter gehen davon aus, dass die Anwender, mit etwas Übung, Atmen können. Aber viele Leute sind so verspannt, z.B. im Brustkorb, also in der Atemmuskulatur, dass tief einatmen auch mit der besten Atemtechnik und den positivsten Gedanken schlicht nicht möglich ist. Verspannte Muskeln und Bindegewebe stehen im Weg (sehr eindrücklich beschrieben von der ehemaligen Psychotherapeutin und heutigen Körpertherapeutin Helga Pohl). Mein Hilfsmittel, um die Blockaden zu lösen, sind Massagepistolen (Kleiner Praxistipp: die Massagegun nicht einfach auf dem Muskel rumhopsen lassen, sondern den Muskel seitlich bearbeiten. Man nehme dazu z.B. eine Blackroll, und klemme den Muskel zwischen Blackroll und laufender Massagepistole ein – so erwischt man die Verspannung bestimmt!).
Psychotherapie: Auch noch ein Wort dazu, auch wenn es keine Entspannungsmethode im engeren Sinn ist. Der Psychologe hat mir bei einigen Beziehungsproblemen weitergeholfen, aber seine Einschätzung der HH war katastrophal („Wenn Sie ganz entspannt sind… / Die HH als Freund empfangen…“). Er hat das Schwitzen psychologisiert und ich suchte dann nach Ursachen, nach Traumata, die nicht existierten, nur um eine Erklärung für meine HH zu finden. Meine HH ist primär und nicht, um es etwas plakativ zu formulieren, durch eine allfällig problematische Beziehung zu meiner Mutter zu erklären. Ans vegetative Nervensystem kommt man (zumindest ich) auch mit der tiefsten Tiefenpsychologie nicht ran.