Heute möchte ich das Thema "Beruf" für von schwerer Hyperhidrose betroffene Personen einbringen:
Ich dürfte ein sehr phantasiebegabtes Kind gewesen (habe immer tolle Aufsätze geschrieben und liebte das "Spiel mit Worten"). Im Alter zwischen 10 und 14 Jahren ging es schön langsam darum, daran zu denken, was man später einmal "werden" möchte (berufsbezogen). Ich hätte sogar Talent zum Schauspiel gehabt, ein anderes Mal wollte ich Lehrerin werden usw.
In meiner Generation (geboren in den 60er-Jahren) waren "Talente und Begabungen eines Kindes" niemals im Fokus von Lehrern. Bei der Berufsberatung - da war ich gerade einmal 14 Jahre alt - sagte man: "Na, wenn Du zu feuchten Händen neigst, dann kannst Du keine Schneiderin werden!" - Lächerlich, denn das wollte ich sowieso NIE. Ich hätte andere Träume gehabt. Als ungefähr im Alter von 15 Jahren die primäre Hyperhidrose ein für mich unkontrollierbares und "anfallsartiges" Schwitzen zur Folge hatte, wurde MIR SELBST BEWUSST, dass ich nichts von all dem, was ich gerne machten möchte, auch machen kann. Ich hatte begriffen, wobei mich Hyperhidrose überall einschränken würde und wie sehr ich andere brüskieren würde. Heute würde man sagen: "Man darf sich anderen auch zumuten!"
Ja vielleicht, aber nicht in einer Gesellschaft, wo schwitzen so gesehen, wahrgenommen und beurteilt wird, wie es - immer noch - der Fall ist! Man muss sich ja nur die Frage stellen:"Wenn ich nichts darüber wüsste, wie würde ich selbst extrem stark schwitzende Menschen beurteilen? Welche Prägungen und Kriterien würde ich anwenden?
In Artikeln über HH steht manchmal, dass die Personen "psychosozial" eingeschränkt sind. Das wird meist so verstanden, dass es bei "zwischenmenschlichen Begegnungen" ein Handicap sein kann. Ja, schon, aber der BERUF, also das, womit man später einmal seinen Lebensunterhalt verdienen wird können, ist hier an die erste Stelle zu stellen. Das ist elementar!!
Beziehungen im privaten Bereich können unterstützend sein, aber man kann nicht erwarten, dass man im Beruf andauernd auf ein unterstützendes Umfeld trifft!
Genau das ist der Grund, weshalb ich die Bestrebung habe, dass weitaus mehr - und zwar SERIÖS !! - und nicht boulevardmäßig darüber berichtet wird! Das habe ich bis jetzt kaum wahrgenommen (es gab 2 Einladungen von Betroffenen im Sender SWR, Sendung "Nachtcafe" ! Diese Sendung finde ich durchaus seriös, es ist aber anzunehmen, dass hier auch nur eine bestimmte Personengruppe - wahrscheinlich die Älteren - erreicht wird.
Zwei andere Beispiele aus dem ECHTEN Berufsalltagsleben von Betroffenen:
a) Eine meiner Ärztinnen hat mir erzählt, dass ein Berufskollege - er war Chirurg - relativ bald seinen Beruf aufgegeben hat, weil er ein ständiges Problem mit dem Anziehen der Handschuhe hatte und darin sich ständig das Wasser gestaut hat.
b) Mich hat eine Lehrerin kontaktiert, die sich sogar noch im Alter von Mitte 50 einer ETS (für Hände, Achseln UND Füße) hier in Österreich unterzogen hat. Sie war so gerne Lehrerin, aber das Schrecklichste für sie, waren immer die Eltern-Sprechtage und sogar der "Friedensgruß in der Kirche". Hier ist sie immer geflüchtet, um der Situation zu entfliehen.
c) Ihr habt wahrscheinlich unter dem Thema "Spätfolgen einer ETS" mitgelesen, wie schlimm der Alltag von unserem Mitglied "Kaliene" ist, die über das höllische KS in ihrem Beruf als Krankenschwester berichtet, und wie viel schwieriger ihr Alltag dadurch erneut geworden ist. ETS war ihre allergrößte Hoffnung, meine damals auch!!
Gibt es im Forum Personen, die trotz schwerer Hyperhidrose, einen anspruchsvollen Beruf ausüben?
Wie sehr wirkt sich die HH in Eurem Beruf aus? Möchte uns jemand darüber berichten und/oder auch, wie schwer der Berufsalltag damit ist?
Das wäre vielleicht doch eine Nuance wichtiger, als welches Deo bei HH, oder?
Vielen Dank an alle, die sich diese Mühe machen und ganz liebe Grüße, Marvie