Hallo,

ich bin männlich, 23 und leide schon seit vielen Jahren an Hyperhidrose am ganzen Körper. Meine Beobachtung ist jedoch, dass es zunehmend schlimmer wird. Oder ich nehme es mit zunehmenden Alter schlimmer wahr. Die Hyperhidrose bestimmt meinen Alltag. Gedanken wie: "Was ziehe ich an?", "Hoffentlich schwitze ich nachher nicht so stark" oder "Er/Sie soll mir bloß nicht die Hand geben" sind für mich schon alltäglich.

Bisher dachte ich immer ich schwitze einfach generell sehr stark. Bis ich nach genauerer Beobachtung zuletzt ein klares Muster erkennen konnte:

Bei mir ist es so, dass sich mein Körper in vertrauten Situationen ganz normal verhält. Also ein gemütlicher Fernsehabend mit Freunden oder Essen gehen mit der Familie ist kein Problem. Also Alltagssituationen in denen ich mich geborgen fühle.

Auch das gewöhnliche Einkaufen oder die Vorlesung in der Uni lassen mich trocken.
Kritisch wird es jedoch dann, wenn die vertraute Umgebung gestört wird. Dies kann zum Beispiel sein wenn ich in Stress gerate beim Mitschreiben. Oder unvertraute Personen sprechen mich plötzlich an. Ich habe kürzlich einen Sprachkurs belegt. Dort kommt jeder alle paar Minuten mit Aufgaben ran. Ich stehe den ganzen Kurs über unter Strom und bin danach völlig durchgeschwitzt. Selbst wenn ich alleine bin und mich mit problematischen Themen auseinandersetze, also zum Beispiel beim Verfassen einer Email oder dieses Beitrages, komme ich ins Schwitzen.

Vor kurzem war ich beim Erstgespräch eines Steuerberaters. Ungewohnte Situation. Neben meiner nassen Hand, habe ich beim Abschied auch einen sichtlichen Schweißfleck auf dem Stoffstuhl hinterlassen. Es war mir so unangenehm, dass ich mich entschlossen habe jetzt endlich mal zu handeln.

Medikamente oder andere körperliche Eingriffe lehne ich ab. Da ich der Meinung bin, dass die HH psychisch bedingt ist, möchte ich die Ursache angehen. Ich möchte mich in psychotherapeutische Behandlung begeben. Mir fällt es aber irgendwie noch schwer den Schritt zu wagen. Fest vorgenommen habe ich es mir aber.

Hat jemand Erfahrungen mit Psychotherapeutischen Behandlungen aufgrund der Hyperhidrose?

FG,
Chris123
Like it auf Facebook, +1 auf Google, Tweet it oder teilen Sie diese Thema auf einer anderen Website.
Hallo Chris,

kann deinen Beitrag zur Gänze nachvollziehen. Auch ich habe eine generalisierte HH seit Anfang der Pubertät. Bei mir ists nicht nur in außergewöhnlichen Situationen der Fall, sondern beinahe immer. Mal mehr, mal weniger. Anscheinend ist es noch schlimmer als bei dir, das sollte aber kein Wettbewerb sein! :(
Glaub auch bei mir ist es psychisch bedingt. Bin mir da ziemlich sicher.
Ich will mich auch einem Psychotherapeuten anvertrauen, nur hab ich auch zu wenig Infos darüber. Vielleicht könnte uns jemand weiterhelfen???
Hallo blackwhite,

es fällt mir auch sehr schwer mit anderen Personen darüber zu reden. Die Woche habe ich mich aber mal dazu durchgerungen bei einer Psychotherapeutin anzurufen.

Ich wollte eigentlich erstmal ein Beratungsgepräch haben. Also mal ausführlich meine Situation schildern um dann Lösungsvorschläge vom Psychotherapeuten zu erhalten. Man hat mir mitgeteilt, dass Beratungsgespräche bzw. Einzelgespräche nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden und somit 70€ / Stunde kosten. Das finde ich heftig. Zumal ich gar nicht weiß ob mir das was bringt.

Die kostenfreie Variante über die GKV ist nur über eine Therapie möglich. Also ich müsste mich dann langfristig direkt an eine Therapie mit Gruppensitzungen binden. Das ist mir wiederum zu verbindlich. Und eine Gruppensitzung finde ich auch nicht prickelnd. Wie gesagt: Am liebsten möchte ich mich einem fachlichen Ansprechpartner anvertrauen der sich damit auskennt und mir individuell helfen kann.

Ich hab schon überlegt mal einen Hausarzt zu befragen. Vielleicht hat der ja eine Idee. Oder ich rufe mal die Krankenkasse an und schildere meinen Wunsch. Aber wie gesagt: Es kostet mich eine Menge Überwindung mit jemandem darüber zu reden.

Vielleicht hat hier jemand Erfahrungen oder eine Idee?
Leide auch an einer generalisierten Hyperhidrosis. Hände, Achseln und Füße immer feucht und der Rest, vorallem der Kopf, fangen in allen stressigen Situationen an ( Gespräche mit Fremden, viel Aufmerksamkeit auf mich gerichtet, etc. ). Sprich meine HH ist auch sehr stark mit meiner Psyche gekoppelt, zudem leide ich oft unter innerer Unruhe.

Nach meiner Erfahrung hilft alles erdenkliche, was das Selbstbewusstsein steigert. So zum Beispiel Kraft-/Kampfsport ( diesbzgl. auch eine gute Ernährung ), allg. Erfolgserlebnisse in der Uni, Arbeit,... oder auch nur ein paar nette Worte von Freunden über die eigene Person.

Was ich zusätzlich immer schonmal angehen wollte, aber mich bisher noch nicht zu durchringen konnte, sind verschiedene Entspannungstechniken ( bspw. Autogenes Training ).

Einer Psychotherapie habe ich mich bisher noch nicht unterzogen. Allerdings bezweifle ich auch stark, dass man mir dort ein paar Dinge erzählen könnte, die ich mir nicht selber denken kann. Da ziehe ich dann lieber doch, ein Gespräch mit einem vertrauten Freund vor. Soll allerdings nicht heißen, dass es nicht für den ein oder anderen der richtige Weg sein könnte.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein paar Anreize geben. Ansonsten liegt wohl das Hauptaugenmerk darauf, das Thema Schwitzen im Alltag irgendwie aus dem Kopf zu bekommen - auch wenn es schwer fällt.
Bitte einloggen, um zu diesem Thema zu antworten.