Hallo liebe Leute..
Habe mir vorgenommen Ende 2015 ein halbwegs ausführlichen Bericht über mein Kampf gegen die Hyperhidrose zu verfassen und diesen hier hochzuladen.. Nun, 2 Tage vor Neujahr ist es soweit!

Zuerst einmal zur Vorgeschichte:
Seit ich eigentlich Denken kann, habe ich schon immer an Händen und Füßen geschwitzt. Als Kind hat man das natürlich nicht so stark wahrgenommen als in der Pubertät bzw auf der weiterführenden Schule. Irgendwann, mit Anfang der Pubertät kam dann auch das Achselschwitzen dazu, welches ich aber sehr gut mit Acl-Lösungen in den Griff kriegen konnte und nun in den letzten zwei Jahren kam die generalisierte HH hinzu..
Besonders lästig war das Problem mit den Händen wenn man jemanden die Hand schütteln musste, oder allgemein mit anderen Menschen in Kontakt kam. Aber wem erzähl ich das.. :laugh: Ständig musste man sich immer irgendwelche Ausreden einfallen lassen, oder sich Spürche anhören wie: Hast du dir gerade ein gew*chst oder wieso sind deine Hände so nass? Zum Glück hatte ich immer ein relativ gesundes Selbstvertrauen, so dass mir das nicht viel ausgemacht hat.
Meine Familie hat sich nie wirklich viel für die Krankheit interessiert. Meine Mutter dachte halt immer, dass ich übertreibe, und sagte dass bei ihr in der Pubertät ihre Hände auch immer feucht waren. Das konnte man aber natürlich nicht mit meinen Wasserfällen vergleichen. Also musste ich mich mehr oder weniger immer selbst von Arzt zu Arzt schleppen bis es irgendwann zur Iontophorese Therapie kam.
Nach den ersten 15 Sitzungen in der Klinik konnte man sogar eine Besserung vermerken! Meine Handflächen wurden langsam trocken. Allerdings blieben die Handkanten und die Fingerspitzen noch richtig nass. Das besserte sich auch nicht, als ich ein Gerät für zu Hause bekam.
Also zurück zum Arzt, der mir dann Sormodren verschrieb. Meine Mutter hat natürlich fast ein Herzinfarkt gekriegt, als sie all die Nebenwirkungen las. Aber ich blieb stur und probierte es zumindest mal aus. Fazit: Ich fühlte mich davon circa 3 Stunden ziemlich benommen, hatte den ganzen Tag ein ausgetrockneten Hals und meine Hände waren vielleicht für 10 Minuten trocken.. Also ein weiterer Reinfall.

Verzweifelt ging ich wieder zum Arzt und sagte ihm, dass ich über eine ETS nachgedacht und sonst nicht mehr weiter wüsste. Vor allem in meinem Beruf (Automobilkaufmann) legte mir das Händeschwitzen große Steine in den Weg. Mein Hautarzt verwies mich an die Toraxchirurgie in Herne, wo ich auch ziemlich flott ein Termin zur Vorstellung bekommen habe. Der Arzt dort war sehr aufmerksam und ich hatte das Gefühl, dass er sich wirklich für mich und mein Problem interessiert. Er stellte eine Menge fragen und wir sprachen über die ETS und ihre Nebenwirkungen. Er versicherte mir, dass es wirklich nur ein Routineeingriff ist und das sich das kompensatorische Schwitzen nach einiger Zeit wieder legen würde.
Voller Hoffnung machte ich wenige Tage später ein Termin zur Operation. Lange Rede kurzer Sinn: Nach dem Eingriff waren meine Hände Staubtrocken. Mir wurden übrings Th 2- Th5 komplett entfernt! Nicht nur durchgeschnitten!
Als ich dann wenige Tage später entlassen wurde und nach Hause durfte machte sich auch sofort das KS bemerkbar. Man muss aber dazu sagen, dass wir um die 33°C hatten. Ich sahs im Auto und meine Hose war in kürzester Zeit komplett durchnässt! Genauso der Rücken und mein Bauch. Ich konnte es nicht glauben! Das war der Preis für trockene Hände? Zum Glück war ich noch für ein paar Tage krank geschrieben, denn so arbeiten gehen konnte ich mir nicht vorstellen. In den nächsten Tagen tat sich nichts. Das KS war noch extrem ausgeprägt und ich fiel in tiefe Depression. Ich wusste einfach nicht mehr weiter und habe einfach nur gehofft dass das Wetter langsam mal kühler wird. Doch es blieb noch ein paar Wochen so.
Es war der Horror.. Wirklich! Auf der Arbeit musste ich Hemden tragen und wusste mir nur mit Sormodren zu helfen. Denn komischerweise brachte es nun was, selbst wenn ich in der prallen Sonne stand. Die Benommenheit und der ausgetrocknete Hals waren natürlich immer noch da, aber damit fand ich mich ab. Zum Glück wurden dann auch die Temperaturen kälter und die KS lies nach.

Beim Sport schwitze ich immer noch stark an Rücken und im Gesäß und Schritt aber da macht mir das nichts aus. Beim Sport schwitzen schließlich alle. Ich kriege allerdings immer noch ziemlich heftige Schweißausbrüche wenn ich in unangenehme bzw Streßsituationen komme. Daraus lässt sich schließen , dass es auch irgendwo eine Kopfsache ist. Denn mir ist aufgefallen wenn ich Alkohol trinke bleibe ich staubtrocken, selbst beim Tanzen! Und zu Hause und im Schlaf bin ich ebenfalls trocken. Sogar an den Füßen. Ich konnte auch nichts im Internet zu "Alkoholwirkung auf das vegetative Nervensystem" finden außer dass Alkohol sogar die Schweißbildung verstärkt. Ich denke aber einfach dass Alkohol lockerer macht und man deswegen nicht mehr ans Schwitzen denkt. Deshalb habe ich schon mehrmals überlegt einen Psychiater aufzusuchen, oder Hypnose? Was denkt ihr dadrüber?

Meine Operation ist nun 5 Monate her, und ich muss schon sagen dass ich eine Menge Lebensqualität dazu gewonnen habe. Das darf man nicht vergessen! Ich kann endlich so vielen Leuten die Handschütteln, und meine Freunde berühren usw. Das war vorher undenkbar!

Ich entschuldige mich an dieser Stelle für den Bericht. Es ist mein erster und ich fand es auch ziemlich schwer ihn zu Verfassen :P :P :P
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Hallo Garry,

Danke für deinen Bericht. Deine Geschichte deckt sich zu 100% mit meiner (und den meisten anderen Lesern hier). Ich habe mein ETS ein paar Monate vor die durchführen lassen und bin todunglücklich darüber, würde es, wenn es doch nur ginge, rückgängig machen. Eine Reversal-OP macht in meinem Fall leider nicht mehr viel Sinn (bzw. keinen), weil es schon so lange her ist.

Genauso wie du muss ich mich jetzt an die neue Situation gewöhnen (KS), an der ich mich wirklich störe und welche mich oft den das Positive dabei, nämlich meine "neuen" Hände, vergessen lässt.

Liebe Grüße und alles Gute
Hallo Konglong!

Danke für deine Antwort. Meine ETS ist nun knapp ein Jahr her und ich habe das Gefühö dass das KS im letzten Sommer schlimmer war als in diesem. Ich habe also die Hoffnung dass es in den nächsten Jahren immer weiter abnehmen wird, so wie der Arzt es mir auch versprochen hatte.
Ich schwitze immernoch am Rücken und im Schritt, und wenn es richtig heiß wird dann auch am Bauch. Fürs Gesäß stopfe ich mir einfach Papiertücher in die Unterhose das hilft sehr!
Genieße deine neuen Hände! Das ist so schön jeden Menschen im Büro morgens die Hand geben zu können und endlich Frauen richtig anfassen zu können.
Ich gehe auch ganz gerne feiern, denn daran dass ich im betrunken Zustand wirklich komplett trocken bin, hat sich nichts geändert :laugh: :laugh: .
Außerdem versuche ich oft ruhig zu bleiben, und alle Sachen möglichst frühzeitig zu erledigen damit ich in keine stressigen Situationen komme. Denn das Streßschwitzen ist bei mir ziemlich stark ausgeprägt.
Ich freue mich auf deine Antwort!
Bis bald
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