Hallo,
ich habe dieses Forum als Leidensgenosse durchgelesen und vermisse noch etwas von einer Art Lebensbeschreibung oder Tagebuch. Erzählt doch mal wie es bei euch zum Schwitzen gekommen ist. Wie geht es euch?

So geht es mir:

Begonnen hat es bei mir wie bei vielen anderen auch in der Pubertät, in der Schule! Damals war es nicht so schlimm. Unter den Achseln war es halt manchmal im Sommer klitschnass aber es war erträglich. Die Situation verschlimmerte sich nur ganz langsam in den nächsten Jahren. Richtig schlimm wurde es dann, als ich in einer ausgiebigen Surfstunde auf das Thema Hyperhidrose stieß. Die Erfahrung, dass hier eine Krnakheit existiert wirkte wie ein Katalysator. Oder bilde ich das mir nur ein? Ich schwitzte immer mehr! An den Händen unter den Achseln und im Gesicht. Zwar ist das bei meinem Vater ähnlich, jedoch nicht so schlimm und ihn stört das keineswegs, wobei wir bei der psychischen Komponente wären, die hier glaub ich wesentlich mit hineinspielt. Wie bei vielen anderen denk ich ist es wirklich der Teufelskreis. Ich stehe in der sprichwörtlichen „Hölle des Hörsaales“ und soll ein Referat vortragen, nur ist das Blatt schon gewellt bevor ich angefangen habe und die Versuche die Schweißtropfen von der Stirn zu wischen bringen nicht viel.
Was hilft also. VaganXXX vom Hausarzt, dass er dir vor 1,5 Jahren das erste mal verschrieben hat? Ja aber eben nur manchmal und ich möchte auch nicht mein restliches Leben Tabletten schlucken, aber für Extremsituationen kann ich es anwenden. Odaban, Medisan, AHC. Wirken bei mir leider nicht wirklich. Im Sommer hab ich angefangen mit Odaban. Die ersten Tage täglich, dann nur noch ab und zu. Zunächst stellte ich einen teilweisen Erfolg fest, dann war die Wirkung vorbei. Jetzt im Winter hab ich begonnen mit AHC30 und Medisan. Seit 2 Wochen täglich unter die Achseln geschmiert und jetzt ist es mittlerweile so, dass ich ständig leicht nass unter den Achseln bin und im Gesicht ziemlich trocken. Wahrscheinlich habe ich überdosiert unter den Achseln, ganz in der Hoffnung dem Odaban Beipackzettel folgend: „Die Wirkung kann auch erst nach mehreren Wochen eintreten“. Werde wohl stets auf einen Tag Pause umsteigen und weiter probieren. Die Hände. Die bekomm ich jedenfalls mit Antihydral gut in den Griff. Ja das ist ein tolles Gefühl.
Apropos Gefühl. Nein ich bin kein seelisches Wrack. Ich habe Freunde und Spaß am Leben. Das ist keine hohle Phrase. Wenn ich es ernsthaft betrachte, dann zerstört mir die Schwitzerei nicht soviel Lebensfreude, wie ich ansonsten noch hab. Die Rechnung geht noch positiv auf. Oder bild ich mir das nur wieder ein, oder muss ich mir es sogar einbilden? Ich habe die Schwitzerei zwar nicht wirklich im Griff und an Tagen an denen das Gesicht klitschnass ist könnte ich ausflippen. Dann geht es mir teilweise schlecht. Leider ist das hauptsächlich im Sommer, ihr kennt das ja. Und im Sommer schwitz ich allgemein viel. Nervig ja. Mal sehen die Hände hab ich im Griff. Jetzt kommt der Versuch mit Medisan/AHC30 auf 1Tag Benutzung und 1Tag Pause umzusteigen. Mal sehen.
Aber die Psyche? Wenn ich vor dem Professor seinem Büro sitze und mir einen Schein abholen möchte sind meine Hände mit Antihydral zwar trocken, aber zittern. Ziemlich viel. Als hätte ich Parkinson und möchte dem verblichen Papst Johannes II Konkurrenz machen. Ich muss also hier was ändern. Eine andere Lebenseinstellung anstatt der nervösen, hetzigen? „Was denken die anderen von mir?“ „Sieht man das?“ Handeln handeln handeln. Ich kann mich nicht hinsetzen und nichts tun. Ständig Gedanken, Planungen. Hat mein Geist zu wenig Ruhe?
Wobei ich das nicht nötig hätte. Ich habe eine wunderbare Freundin. Sie gibt mir Kraft. Mit ihr kann ich über das Problem reden und das Ergebnis ist: In Situationen wo ich mit Fremden schwitzen würde, schwitz ich mit meiner Freundin nicht, oder weniger, außer ich verfalle in das »mir ist es auch vor ihr peinlich« Verhalten, dann ist es vorbei.
Nein ich bin nicht hässlich. Ich habe z.b. ohne Fitnessstudio ein sehr breites Kreuz. Da hat mir aber der liebe Gott ja einen Vorteil verschafft. Bin doch nicht so der Arsch mit meiner Schwitzerei! Es gibt Menschen die sehen aus wie Bohnenstange. Und ich schau die doch auch nicht an und denk mir: „O Gott so eine Bohnenstange, wie schaut denn der aus“. Also wird sich die Bohnenstange auch nicht gleich denken „O Gott der schwitzt ja wie a Sau“. Hoff ich doch zumindest. Da könnte man doch mit der Psyche anknüpfen. Hat denn nicht JEDER irgendeine besonders positive Eigenschaft? Ich glaube schon!
Hey. Ich schaff das. Mit AlCl oder ohne. Wahrscheinlich muss alles zusammenspielen. Aber WIR schaffen das!
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Das hört sich doch eigentlich gut an und ich bin mir sicher, dass Du einen Zustand der Zufriedenheit erreichen wirst.
Meine Hyperhidrose ist wirklich rein vererbt und nicht erst in der Pubertät gekommen. Schon als Säugling hatte ich schweißnasse Hände. Mein Sohn (18 Monate) bislang gottseidank nicht.

Bei mir ist es übrigens so, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich durch meine Krankheit und die damit verbundene gelernte Zurückhaltung glaube positiver entwickelt zu haben. Ansonsten hätte ich bei meinem bisherigen Lebensweg auch leicht ein arrogantes Arschloch werden können.
Da ich aber schon immer Fehler und Eigenheiten von anderen toleriert habe ("ich hab ja auch einen, ich schwitz ja wie sau!") bin ich es (hoffentlich) nicht ganz so doll geworden :whistle:

Also... auch mal die positiven Seiten sehen!

Sascha Ballweg | Initiator HyperhidroseHilfe.de und des Webshops Schwitzen.com
Palmare Hyperhidrose zu ca. 95 % gelindert: "Bei mir wirken Antitranspirante & Iontophorese gleichermaßen gut, wobei die Iontophorese etwas schneller gegen meine Schweißhände wirkt. Wer Fragen hat… ich helfe gern :)"

Genau das möchte ich ausdrücken. Und mir persönlich hilft eine Geschichte, oder wenn irgendwer etwas erzählt immer noch ein bißchen mehr als: "Das Produkt xxx hat bei mir super geholfen. Danke Danke Danke".
Sich mit irgendwas identifizieren zu können ist doch am authentischsten und hilft jemanden vielleicht noch mehr die Situation zu verstehen.
Bei mir hat es erst in der Pubertät angefangen. Es liegt aber bei uns auch in der Familie (mein Opa, meine Mam und mein Onkel haben es auch, jedoch nicht so stark). Aber ich denke, das ist richtig, durch dieses manchmal kleine Hinderniss bleib bzw. bin ich eher auf dem Boden geblieben. Ich weiß eben au immer, hey, du bist ganz und gar nicht perfekt (und das ist auch gut so). Aber ich denke auch nicht, dass man, nur weil man schwitzt, ein schlechterer Mensch ist. Ich hab viele wunderbare Freunde, die zu mir stehen und bin nicht weniger lebensfroh als andere, im Gegenteil. Und es hilft echt mit anderen, die das selbe Problem haben, mal Erfahrungen usw. auszutauschen
Viele bemerken den Zustand aber auch erst in der Pubertät (als wirklich störend) da es dann losgeht mit Liebschaften und gewissen Gruppenzwängen. Übrigens finde ich interessant wieviele Menschen unter Schwitzen leiden und sich einfach damit verstecken obwohl sie mit dem Problem alles andere als allein sind.

Sascha Ballweg | Initiator HyperhidroseHilfe.de und des Webshops Schwitzen.com
Palmare Hyperhidrose zu ca. 95 % gelindert: "Bei mir wirken Antitranspirante & Iontophorese gleichermaßen gut, wobei die Iontophorese etwas schneller gegen meine Schweißhände wirkt. Wer Fragen hat… ich helfe gern :)"

Genau das glaube ich auch. "Erfahrungen austauschen". Aber das Verstecken finde ich eher stellt eine ziemlich normale Reaktion dar.
Also ich habe bisher nur zwei Personen in meinem wirklichen Leben getroffen, die auch an HH litten. Nur 2!! Das ist eher wenig denke ich. Und mit der einen Person mit der ich sogar in Kontakt stehe hab ich noch kein einziges mal daüber geredet, weil es eben in der Gesellschaft so ein Tabuthema ist. Fast wie Aids. Nur die wenigsten trauen es sich damit öffentlich agressiv umzugehen.
Hallo,

ich finde Deinen Beitrag super; denn ich frage mich einfach total oft, warum dieses blöde schwitzen nicht einfach aufhört und ich endlich alle Klamotten tragen kann, die ich will, den Sommer genießen ohne Achselterror usw. Ich habe vor allem Probleme mit übermäßigem Achselschweiß, aber es ist kein Riesenproblem - man weiß halt so langsam, dass enge hellgraue T-Shirts zu kaufen eine blöde Idee ist, es sei denn man hat ein superkrasses Selbstvertrauen und es ist einem total egal, was "die Leute" sagen. Meistens sagen sie wahrscheinlich gar nichts und denken sich auch nichts. Gott sei Dank habe ich noch nie einen direkten Kommentar mitbekommen - das würde mich total verletzen, denn ich finde es insgesamt schon ziemlich unangenhem und ein schweißreicher Tag bringt mich manchmal zur Verzweiflung.
Aber: Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber ich glaube, im Grunde ist es viel wichtiger, ehrlich und fair und freundlich zu sein, als ein bisschen mehr als andere unter den Achseln zu schwitzen. (Was mich natürlich nicht davon abhält, sämtliche Deo-Innovationen auszuprobieren...;))
Angefangen hat das Ganze bei mir jedenfalls so ungefähr mit 12 Jahren und zwar im Sommer in der Reitschule, die ich damals besuchte und die immer eine Riesenstress-Situation darstellte, weil ich mich dort total unsicher fühlte. Also jedenfalls war es warm und stressig und nach den Stunden war mein T-Shirt achselmäßig komplett durchgeschwitzt, was mir unglaublich peinlich war und seitdem war das dann so: Unsicherheit oder auch Kälte oder zuviel Wärme = Achselschweiß.
Allerdings ist es schon viel besser geworden und ich glaube, das liegt daran, dass ich mir selbst mehr zutraue und den Menschen insgesamt ruhiger und sicherer gegenübertrete. Manchmal schwitze ich gar nicht (sind das tolle Tage!).
Aber wahrscheinlich bleibt das Schwitzen trotzdem ein lebenslanger Begleiter und ich arbeite daran, das zu akzeptieren und irgendwie gut und ungestresst damit umzugehen. Danke für dies Forum, das hilft auf jeden Fall dabei!
Alles Gute für euch alle!
Charlie
charlie schreibe:


Allerdings ist es schon viel besser geworden und ich glaube, das liegt daran, dass ich mir selbst mehr zutraue und den Menschen insgesamt ruhiger und sicherer gegenübertrete.


Ich glaube, das musst du nicht nur glauben. Ich glaube das ist garantiert so weil man sichmehr "zutraut".
Ich bilde mir zumindest oft ein, dass die anderen Menschen weil sie nicht schwitzen bestimmt "perfekt" sind. Die haben keine Probleme! Keine offensichtlichen halt. Aber eben garantiert auch irgendwelche Probleme, die sieht man nur nicht.
Und wenn man das rafft dann kann man denke ich wirklich wie Du den anderen "sicher" gegenübertreten, weil man zu seiner "Schwäche" steht und die anderen auch nicht als "perfekt" ansieht. Training und eben Akteptanz!!! Find ich super.
Hi Leute!
Erst ma finde ich auch, dass der Charakter wichtiger ist, doch ich möchte trotzdem nicht mehr schwitzen (und ich glaube das geht jedem in diesem Forum so;) ).
In der Theorie sieht das ganze (ruhig und entspannt zu bleiben) vielleicht ganz leicht aus, aber wer einmal versucht hat nicht an die Seeen unter den Achseln zu denken, der ist spätestens nach 5 min gescheitert:( und hat wieder darüber nachgedacht und gehofft, dass irgendwann Besserung kommt:P (jedenfalls ist es mir so ergangen).
Ich finde aber gut, dass es Menschen gibt die damit so locker umgehen. Ich will auch so einer sein...:dry: :whistle:
Ich wünsch euch allen viel Glück beim loswerden des lästigen Begleiters;)
Tschö
Hi!!
Mir geht es gnauso. Ich komme mit dem Schwitzen einfach nicht klar. Ich bin erst 16 und wenn ich mir vorstelle, dass ich das noch mein ganzes Leben haben werde ist das ziemlich schrecklich.
Am Anfang wusste ich nicht, dass das eine Krankheit ist. Ich bin mir voll anders und schrecklich vorgekommen, aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen. Naja, ich versuche mich auch die ganze Zeit über Möglichkeiten zu informieren, wie man das Schwitzen los werden kann (Botox usw.). Doch selbst dazu gehört meiner Meinung sehr viel Mut ( zu sämtlichen Ärzten zu laufen usw.). Naja ich hoffe auch, dass vielleicht irgendwann das Schwitzen aufhört. Gott hat ja gesagt, wenn wir auf Wunder vertrauen, dann geschehen sie auch. Also lasst uns auf ein Wunder vertrauen.
Gruß Sandra :)
Hey!!

Mir ging es genau so wie dir. Ich hat am Anfang auch, bei dem Gedanken des mein ganzes Leben haben zu müssen, nen Horror. Ich hab hier zwei Ratschläge an dich, erstens bestell dir so ein AHC aus dem Shop hier, das wirkt echt Wunder. Und das andere zum Umgang mit der Krankheit. Also ich hab aus meiner Krankheit eins gelernt. Lebe dein Leben so normal und unbefangen wie möglich und hab einfach Spaß daran, wenn du das tust wird sich des ganze auch bessern, aber du darfst nicht ständig überlegen, ob und wie nass dein Shirt wohl schon ist (klingt einfach als es ist, ich weiß, aber versuchs einfach). Meiner Meinung nach hat das ganze auch viel mit der Psyche zu tun. Naja versuchts einfach mal, bei mir zumindest hat das ein ganzes Stück Besserung gebracht, ich bin jetzt auch 16 und absolut happy mit den Achseln noch den Rest meines Lebens zu verbringen!
bye bye<br><br>Post ge&auml;ndert von: Afro, am: 11/02/2006 19:25
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